Lønstrup
Urformen im Sand
Die Fotografien, die 2024 am Strand von Lønstrup entstanden sind, nehmen die Spur der Natur auf – nicht als romantisches Motiv, sondern als gestaltende Instanz. Es sind Sandformen, vom Wind gezeichnet, vom Wasser modelliert, vom Licht umrissen – flüchtige Zeichnungen, die dennoch archetypisch wirken. In ihnen lebt jene Kraft, die Karl Blossfeldt mit seinen legendären Pflanzenaufnahmen als „Urformen der Kunst“ sichtbar machte: die stille, aber mächtige Geometrie des Werdens oder Vergehens.
Wie Blossfeldt einst Pflanzenteile vergrößerte, um das Ornamentale, das Strukturelle und das Formgesetz der Natur offenzulegen, folgt auch diese fotografische Arbeit dem Prinzip der präzisen Beobachtung. Doch nicht das Florale steht hier im Zentrum – sondern das Ephemere der anorganischen Welt. In dieser Hinwendung zur Form zeigt sich eine Verwandtschaft zu Alfred Ehrhardt, der in Sand, Korallen und Schwämmen „vegetabile“ Urkräfte erkannte – als Ausdruck eines universellen Lebensstroms.