Herzstillstand
Puppenspuren im Mauerpark
Die Auseinandersetzung mit der Puppe begann im Jahr 2022 – eher zufällig, während ich über Berliner Trödelmärkte streifte und dort auf eine Vielzahl alter, teils beschädigter Puppen stieß. Aus der Dokumentation entwickelte sich schnell ein künstlerisches Projekt. In den ersten Puppenfotografien verknüpfte ich dokumentarische Neugier mit einem zunehmend persönlichen Blick auf diese stillen Figuren zwischen Leben und Erstarrung.
Die Menschen vor und hinter den Ständen legen das Hartgummivolk achtlos beiseite, um ihre Schnäppchen zu machen.
Irgendein Fiesling hat den meisten Puppen die Höschen heruntergezogen – halbnackt liegen sie kreuz und quer – und bieten ein surreales, mitunter absurdes Schauspiel.
„Oh Gott, ist das gruslig!“, ruft eine Frau aus und schiebt die Puppen von sich.
Die Empfindungen bleiben bei den Menschen – ihre Ebenbilder lächeln weiter und klappern im Wegschieben ungerührt mit den Augen.
Der Körper scheint echt zu sein, um zugleich als lebloser Balg eine Abwesenheit zu demonstrieren.
Wird die Puppengestalt im fotografischen Medium fixiert, wiederholt sich das performative Prinzip der Fotografie ein weiteres Mal.
Noch im selben Jahr kuratierte ich die Ausstellung „Das Spiel ist aus – Puppenspuren“ in der Galerie Forum Amalienpark in Berlin. Ich lud mehrere Künstler*innen ein, sich mit dem Motiv der Puppe auseinanderzusetzen – als Spiegel gesellschaftlicher Zuschreibungen, als Projektionsfläche für Identitäten, als stille Zeugin kultureller Umbrüche. Die Ausstellung markierte den Beginn eines thematischen Schwerpunkts in meiner Arbeit.