Der Schwan im Exil

Die Fotoserie entstand im Rahmen der Ausstellung „Drinnen & Draußen - Kunst, Musik und Literatur im Exil“ 2025 in der Galerie Forum Amalienpark. Sie ist der Versuch, durch das Nebeneinander gleichwertiger Einzelblicke auf die Stadt Berlin eine kohärente Erzählung über Herkunftsorte der Fotografinnen zu schaffen, die nach 1933 vor den Nationalsozialisten fliehen oder sich verstecken mussten. Die Annäherung zielt auf ein fotografisches Erbe, dass bis heute den eigenen Blick auf die Welt und insbesondere auf die Stadt beeinflusst. Für meine Streifzüge durch die Stadt wählt ich das Gedicht „Le Cygne“ von Charles Baudelaire als Denkbild für Heimatlosigkeit und Entfremdung. Es war Victor Hugo gewidmet, der damals in der Verbannung lebte. Ausgestattet mit dem Temperament der Melancholie und der Fähigkeit zum Gesang, gilt der Schwan als Sinnbild des Künstler-Flaneurs. Walter Benjamin, dessen Leben im Exil 1940 tragisch endete, hatte sich in dem unvollendeten Passagen-Werk bis zum Schluss mit einer Baudelaire-Interpretation befasst. „Den Flanierenden leitet die Straße in eine entschwundene Zeit. Ihm ist eine jede abschüssig. Sie führt hinab, wenn nicht zu den Müttern, so doch in eine Vergangenheit, die um so bannender sein kann als sie nicht seine eigene, private ist.“

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